Atemfrequenz beim Hund: Was du wissen solltest
Gerät dein Vierbeiner schnell aus der Puste? Welche Atemfrequenz gilt als normal und was deutet auf ein Problem hin? Wir helfen dir dabei, mehr über die Atmung deines Hundes herauszufinden.
Wenn dein Hund plötzlich schwer atmet, schneller außer Atem gerät oder gar keuchend nach Luft schnappt, könnte mehr dahinterstecken als nur Erschöpfung nach einem langen Spaziergang. Doch was gilt überhaupt als normale Atemfrequenz bei Hunden? Was gilt als flache Atmung und wann ist eine erhöhte Atemfrequenz normal? Diesen Fragen wollen wir im Artikel auf den Grund gehen.
- Was gilt als normale Atemfrequenz beim Hund?
- Was gilt als Schweratmigkeit/Atemnot (Dyspnoe) beim Hund?
- Mein Hund atmet schnell – ist das normal?
- Atemfrequenz beim Hund messen
- Zählt Hecheln als erhöhte Atemfrequenz?
- Ursachen für eine erhöhte Atemfrequenz beim Hund
- Ursachen für niedrige Atemfrequenz beim Hund
- Fazit: Atemfrequenz beim Hund
Was gilt als normale Atemfrequenz beim Hund?
Die Atemfrequenz wird in Atemzügen pro Minute angegeben. Als normale, gesunde Atmung bei Hunden gilt eine Ruhefrequenz zwischen 10 und 40 Atemzügen pro Minute.1 Allgemein gilt: je kleiner der Hund, desto höher ist seine Atemfrequenz. Außerdem nehmen Faktoren wie Rasse, Alter, Temperatur und körperliche und psychische Verfassung Einfluss darauf, was als normal gilt.
Was gilt als Schweratmigkeit/Atemnot (Dyspnoe) beim Hund?
Dyspnoe beim Hund bezeichnet Atemnot oder eine erschwerte Atmung. Die Atemfrequenz kann in diesem Fall, je nach Hund und Bedingungen, auf über 40/min ansteigen.
Diese Art der Atmung kann sowohl in Ruhe als auch nach Anstrengung auftreten und geht oft mit einer erhöhten Atemfrequenz einher.
⚠️ Achtung: Eine plötzlich erhöhte Atemfrequenz in Ruhe oder körperliche Anstrengung oder Nervosität ist ein medizinischer Notfall. Atemnot erkennst du an röchelnden/keuchenden Atemgeräuschen, aufgerissenen Augen, nach Luft ringen, bläuliche Zunge und Schleimhäute und an starkem Mitpumpen mit dem Bauch und den Rippen.2 Bei schlanken Hunden kann auch beobachtet werden, wie die Rippen deutlicher herauskommen.
Mein Hund atmet schnell – ist das normal?
Unter gewissen Umständen kann eine erhöhte Atemfrequenz bei unseren Vierbeinern völlig normal sein, wie z.B.
- nach körperlicher Aktivität: Schnelles Atmen und Hecheln können beim bzw. nach dem Spielen, Laufen oder dem Training auftreten, da der Körper mehr Sauerstoff benötigt, um den Energieverbrauch zu kompensieren.
⚠️ Achte auf genügend Ruhephasen nach dem Sport bzw. dem Training! Der Tractive GPS Tracker für Hunde kann dir einen guten Überblick über Aktivität und Ruhe deines Vierbeiners geben.
- bei Hitze: Da Hunde durch Hecheln ihre Körpertemperatur regulieren, erhöht sich ihre Atemfrequenz bei heißem Wetter, hoher Luftfeuchtigkeit, direkter Sonneneinstrahlung oder mangelnder Belüftung im Raum – insbesondere bei körperlicher Aktivität.
⚠️ Achtung: eine hohe Atemfrequenz in Kombination mit weiteren Symptomen können auf einen drohenden Hitzschlag hindeuten!
- bei brachycepalen Rassen: bei brachycephalen Hunderassen, wie etwa Mops, Bulldogge oder Shih Tzu, ist eine erhöhte Atemfrequenz üblich. Diese Hunde haben aufgrund ihrer verkürzten Schnauze anatomische Anomalien, die das Atmen erschweren, darunter verengte Nasenlöcher, ein verlängertes Gaumensegel und insgesamt verengte Atemwege. In Ruhe kann die Atemfrequenz bei diesen Hunden deutlich über dem Normalbereich für Hunde ihrer Größe liegen, insbesondere bei Hitze oder Anstrengung.
⚠️ Brachycephale Rassen können Anstrengungen meist sehr schlecht kompensieren. Das Spielen mit anderen Hunden oder Wanderungen sind oft nicht möglich.
- Aufregung oder Stress: Situationen wie Tierarztbesuche, laute Geräusche oder neue Umgebungen können den Hund aufregen und dazu führen, dass dein Hund vorübergehend schneller atmet oder hechelt.
Wenn dein Hund nach einer anstrengenden Trainingseinheit oder einem Spaziergang bei hohen Temperaturen also einmal ordentlich aus der Puste ist, ist das völlig unbedenklich. Problematisch wird es nur dann, wenn die erhöhte Atemfrequenz länger anhält.
Atemfrequenz beim Hund messen
Wenn du besorgt um die Atmung deines Hundes bist, kannst du ganz einfach seine Atemzüge pro Minute (in Ruhe!) zählen. Das geht am besten, indem du deinen Hund sich entspannt hinlegen lässt und deine Hand auf seinen Bauch legst. So kannst du die Bewegungen des Brustkorbs zählen (Ein- und Ausatmung zählt als ein Atemzug). Die Atemzüge sollten im Ruhezustand oder Schlaf, je nach Hund und Bedingungen, zwischen 10 und 40 pro Minute liegen.
Es ist hilfreich, die normale Atemfrequenz deines Hundes in Ruhe zu kennen und sie dir zu notieren. Sie dient dir als Richtwert für spätere Messungen, falls du das Gefühl hast, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Auch bei herzkranken Hunden ist die regelmäßige Messung der Atemfrequenz in Ruhe sehr wichtig.
Zählt Hecheln als erhöhte Atemfrequenz?
Nein, Hecheln fällt nicht unter eine erhöhte Atemfrequenz beim Hund.3 Hecheln ist eine völlig normale Reaktion des Körpers des Hundes, um seine Körpertemperatur zu regulieren oder mit Stress umzugehen.
Wenn dein Hund gerade hechelt, kannst du seine Atemfrequenz nicht messen – die eingeatmete Luft gelangt beim Hecheln nicht vollständig in die Lunge, weshalb Hecheln nicht als normale Atmung betrachtet werden kann.4
Ursachen für eine erhöhte Atemfrequenz beim Hund
Sinkt die Atemfrequenz deines Hundes nach einiger Zeit der Entspannung nicht wieder ab, ist Vorsicht geboten. Möglicherweise könnten sich folgende Probleme dahinter verbergen.
Schmerzen und Stress
Unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache kann Schmerz oder chronischer Stress ebenfalls eine Erhöhung der Atemfrequenz hervorrufen, da der Körper versucht, mit dem erhöhten Bedarf an Sauerstoff umzugehen
Übergewicht
Regelmäßige Gewichtskontrollen des Vierbeiners sollten nicht versäumt werden, denn Übergewicht stellt eine Belastung von Herz und Lunge dar. Als Folge ist die Atmung des Hundes erschwert und die Atemfrequenz erhöht.
Hier kannst du lesen, wie du gegen Übergewicht bei deinem Hund vorgehst.
Atemwegserkrankungen
Erkrankungen wie chronische Bronchitis, Lungenentzündungen oder Trachealkollaps können die Lungenkapazität beeinträchtigen und die Atmung erschweren, was zu einer Erhöhung der Atemfrequenz führt. Besonders bei kleinen Rassen oder brachycephalen Hunden tritt dies häufig auf.
Auch Lungenwürmer können Ursache für erhöhte Atemfrequenz und Husten bei unseren Vierbeinern sein. Die Würmer verursachen Entzündungen und Schäden im Gewebe und/oder den Blutgefäßen der Lunge und den Atemwegen, was die Atmung erschwert. Zudem wird vermehrt Schleim produziert, der die Atemwege blockieren kann. In manchen Fällen kann sich auch Flüssigkeit in der Lunge ansammeln.
Herzkrankheiten
Hunde mit Herzinsuffizienz oder anderen Herzerkrankungen haben oft Schwierigkeiten, ausreichend Sauerstoff ins Blut zu transportieren, was zu einer erhöhten Atemfrequenz führt. Dies kann mit weiteren Symptomen wie Husten, Schwäche oder bläulichen Schleimhäuten einhergehen.
Lungenprobleme
Pulmonale Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge), häufig als Folge von Herzproblemen, können dazu führen, dass dein Hund schneller atmet. Beide Zustände bedürfen dringend einer medizinischen Behandlung.
Als weitere Probleme können der sogenannte Pneumothorax, bei dem sich Luft bzw. Gas in der Brusthöhle ansammelt oder der Liquidothorax auftreten, bei dem sich Flüssigkeit im Brustraum sammelt, weshalb die Lunge sich nicht mehr ausreichend ausbreiten kann.
Verletzungen
Akute Atemnot beim Hund kann nach Verletzungen der Luftröhre oder im Brustkorb auftreten. Diese können sich Hunde beispielsweise beim Stöckchen werfen zuziehen. Wird das Stöckchen vom Hund gefangen während es am Boden aufschlägt, kann es durch die Holzsplitter zu schweren Verletzungen kommen. Denke daher daran, immer einen sicheren Stöckchenersatz aus dem Fachhandel zu verwenden.
⚠️ Allgemein gilt: Verminderte Aktivität in Zusammenhang mit einer dauerhaft erhöhten Atemfrequenz können auf ein Problem hindeuten – lass deinen Hund in der Tierarztpraxis durchchecken.
Ursachen für niedrige Atemfrequenz beim Hund
Eine niedrige Atemfrequenz beim Hund ist prinzipiell etwas Positives, denn diese deutet auf tiefe Ruhe hin. Die Häufigkeit der Atemzüge kann sinken, wenn dein Hund sehr entspannt ist oder schläft. Wenn dich die Atemfrequenz deines Vierbeiners im Schlaf interessiert, miss sie doch einfach einmal während eines Nickerchens nach einer entspannenden Kuscheleinheit. Keine Sorge – im Tiefschlaf kann die Atemfrequenz unter 10 Züge pro Minute sinken, das ist völlig normal.
Auch im Winter, wenn es sehr kalt ist, kann die Atemfrequenz deines Vierbeiners sinken. Wenn du wissen möchtest, ab welchen Temperaturen Hunde frieren, sieh dir diesen Artikel an.
Wenn die Atemfrequenz deines Vierbeiners für längere Zeit niedrig bleibt, könnte dies allerdings auf Nerven-Muskel- oder Herzprobleme hindeuten.4 Lass dies in dem Fall in der Tierarztpraxis abklären.
Hier kannst du nachlesen, wie du die Atmung bei Hunden in einem Notfall überprüfst.
Fazit: Atemfrequenz beim Hund
Kennst du die Atemfrequenz deines Vierbeiners? Wenn nicht, ist es an der Zeit, sie zu messen – und das ist gar nicht so schwer. Je besser du über die Vitalwerte deines Hundes (Puls- und Atemfrequenz sowie Körpertemperatur) deines Hundes Bescheid weißt, desto besser und schneller kannst du gesundheitliche Probleme erkennen.
Eine erhöhte Atemfrequenz in gewissen Situationen ist etwas ganz Normales und auch Wichtiges – denn unsere Hunde brauchen körperliche und geistige Auslastung, um gesund zu bleiben. Sinkt die Atemfrequenz ohne ersichtlichen Auslöser jedoch nicht wieder ab, könnte sich ein gesundheitliches Problem dahinter verbergen.
Ist dein Hund nicht mehr so bewegungsfreudig und hat trotzdem eine erhöhte Atemfrequenz? Dann solltest du zeitnah einen Besuch in der Tierarztpraxis einplanen!
Die Sicherheit von Vierbeinern sowie die Korrektheit unserer Blogartikel liegen uns sehr am Herzen. Deshalb wurde dieser Artikel in Zusammenarbeit mit Tierärztin Frau Mag. Karoline Seifert verfasst.
Mag. Karoline Seifert
„Ich habe mein Studium im Jahr 2007 in Wien an der VetmedUni abgeschlossen. Als praktische Tierärztin bin ich seit 2010 tätig. Seit 2015 betreibe ich meine eigene Praxis im oberösterreichischen Zentralraum. Im Jahr 2020 habe ich mir den Traum eines eigenen Gebäudes erfüllt, mit ausreichend Platz und angenehmen Ambiente für Mensch und Tier. Unsere Spezialisierungen liegen unter anderem in der Zahnmedizin, Interne Medizin, Physiotherapie & Rehabilitation sowie Akupunktur & Neuralmedizin. Unser besonderes Anliegen ist die persönliche Betreuung sowie eine gute Kommunikation mit den Haustierbesitzer:innen.“