Wenn du deinen Hund dabei beobachtest, wie er sich intensiv, ja fast schon aggressiv kratzt, kann das schon ein wenig beunruhigend sein. Gelegentlicher Juckreiz gilt als völlig normal, doch wenn dein Hund sich ständig kratzt, deutet das auf ein Problem hin. Erfahre im Artikel, was die häufigsten Ursachen für Juckreiz beim Hund sind und wie du gegen ihn vorgehst.

Was ist Juckreiz und wie entsteht er?

Genau wie wir können auch unsere flauschigen Freunde unter Juckreiz leiden. In der Medizin wird dies als Pruritus bezeichnet. Es beschreibt das unangenehme Gefühl, das den Hund dazu bringt, sich zu kratzen, zu lecken oder zu beißen, um Erleichterung zu schaffen.

Juckreiz entsteht, wenn spezielle Nervenfasern in der Haut auf Reize wie chemische Stoffe oder Hautirritationen reagieren. Die gereizten Nerven senden dann ein Signal ans Gehirn, das als Juckreiz wahrgenommen wird. Das Kratzen als Folge lindert den Juckreiz jedoch meist nur kurzzeitig und kann die Haut weiter reizen und den Juckreiz verstärken. Hautschäden können die Folge sein. Bei chronischem Juckreiz sollte der Auslöser also schnell gefunden und beseitigt werden.

Beagle sitzt auf einem Teppich und kratzt sich

Wie viel Kratzen ist noch normal?

Wie bei Menschen kommt es auch bei gesunden Hunden manchmal vor, dass sie sich kratzen. Das ist ganz normal. Gelegentliches Kratzen zählt zur Routine in der Körperpflege. Zudem wird das Bedürfnis nach Kratzen wird beim Hund beispielsweise durch

  • trockene Hautstellen
  • das Bestreben, lose Haare loszuwerden oder
  • Staub, Pollen oder Schmutzpartikel

ausgelöst.

Außerdem kann Kratzen als Körpersprache dienen, wenn dein Hund gelangweilt ist und Aufmerksamkeit von dir möchte. Auch Nervosität und Unwohlsein können dazu führen, dass sich dein Hund kratzt. Dazu später mehr. ↓

Wie viel und oft sich ein Vierbeiner kratzt, ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Wenn es einmal etwas mehr ist, muss dies kein Grund zur Sorge sein. Du solltest jedoch reagieren, wenn du bemerkst, dass

  • sich ununterbrochen kratzt
  • dein Hund Haarausfall bzw. kahle Stellen entwickelt
  • sich so lange kratzt, bis er blutet
  • eine Kratzbewegung mit den Hinterbeinen ausführt, wenn du ihn (an der juckenden Stelle) berührst
  • sobald er nicht mehr abgelenkt ist, sofort wieder mit dem Kratzen beginnt.1

Kleiner braun-weißer Hund kratzt sich auf einem Schotterweg

Wenn du bemerkst, dass dein Hund sich häufig kratzt, beobachte ihn genau und sammle Informationen, die wichtig für den Tierarztbesuch sind. Du kannst dir auch einige Notizen aufschreiben, damit du nichts vergisst. Unter anderem solltest du beobachten:

  • Kratzt sich dein Hund überall oder immer an einer bestimmten Stelle?
  • Wie häufig kratzt sich dein Hund und seit wann? In welchen Situationen? (z.B. immer beim Spazierengehen oder immer beim Ausruhen)
  • Hast du Veränderungen am Hautbild deines Hundes festgestellt?
  • Zeigt dein Hund zusätzliche Krankheitssymptome?
  • Verhält sich dein Hund anders als sonst?

Symptome von Juckreiz beim Hund

Die Anzeichen von Juckreiz bei Hunden sind nicht immer so offensichtlich, wie man meinen könnte. Das typischste Symptom für Juckreiz ist klarerweise, dass sich dein Hund kratzt. Darüber hinaus kann Folgendes auftreten:

  • Lecken
  • Beißen oder Kauen auf ihrer Haut
  • Reiben bzw. Rollen auf einem Teppich, Boden, Wand oder anderen Gegenständen
  • Schütteln des Kopfes (bei Juckreiz in den Ohren)
  • Rutschen des Hinterteils über den Teppich
  • Braunfärbung von weißem Fell durch den Speichel2
Kleiner Hund draußen knabbert an seinem Fell, um Juckreiz zu lindern

Häufige Gründe für Juckreiz bei Hunden

Neben harmlosen Ursachen für gelegentlichen Juckreiz können sich auch gesundheitliche Probleme hinter ihm verbergen. Vor allem, wenn dein Hund sich ständig kratzt. Die häufigsten Ursachen für krankhaften Juckreiz bei Hunden sind die folgenden.

Parasiten oder Insekten

Parasiten oder Insekten zählen zu den häufigsten Ursachen für Juckreiz bei Hunden. Hier kannst du nachlesen, wie du am besten vorgehst, wenn dein Hund von einem Insekt gestochen wurde.

Hundepfote neben Hummel am Boden

Flohspeichel enthält Proteine, auf die viele Hunde allergisch reagieren. Dies führt zu intensivem Juckreiz an unterschiedlichen Körperstellen. Flohbisse können kleine rote Punkte hinterlassen, und der Hund kratzt oder beißt sich oft so stark, dass es zu Haarausfall, Hautentzündungen oder sogar Wunden kommt. Hat dein Hund eine Flohallergie (Flohallergie-Dermatitis), verschlimmert das die Symptome zusätzlich.

Auch Milben könnten hinter dem Juckreiz eines Hundes stecken. Häufige Milbenarten bei Hunden sind Haarbalgmilben sowie Grabmilben. Haarbalgmilben leben – wie der Name schon sagt – im Haarbalg von Hunden und können zu Juckreiz, schuppiger Haut und haarlosen Stellen führen. Sie befinden sich auf fast jeder Hundehaut, können aber bei übermäßigem Befall, besonders bei jungen oder immungeschwächten Hunden, starke Symptome hervorrufen.

Grabmilben graben Gänge in die oberen Hautschichten des Hundes und verursachen eine hochansteckende Hauterkrankung, die als Sarcoptes-Räude bekannt ist. Sie führt zu starkem Juckreiz und krustigen Hautveränderungen.3

Hier kannst du dich über Grasmilben beim Hund informieren.

Zeckenbisse können ebenfalls Juckreiz auslösen, sind jedoch in erster Linie nicht wegen ihres Juckreizes, sondern wegen des Übertragens von Krankheiten gefährlich.

Brauner Hund mit Zecke auf einer Pinzette

Auch Läuse oder aufgrund der Erderwärmung mittlerweile bei uns vorherrschende Insekten wie die Hirschlausfliege können intensiven Juckreiz bei unseren Vierbeinern hervorrufen.

Würmer können starken Juckreiz im Analbereich verursachen, was oft dadurch zu beobachten ist, dass der Hund seinen Hintern am Boden reibt. Volle Analbeutel können dies ebenfalls verursachen.

Allergien

Pollen, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze können allergische Reaktionen auslösen, die sich bei deiner Fellnase durch intensiven Juckreiz zeigen. Auch Nahrungsmittelallergien können Juckreiz auslösen. Dabei rufen bestimmte Proteine oder Inhaltsstoffe im Futter, wie Huhn, Rind, Soja oder Getreide, allergische Reaktionen hervor, oft in Verbindung mit Hautproblemen wie Juckreiz und Hautausschlägen.

Hast du deinen Hund gebadet? Dein Hund könnte unter Umständen auch allergisch auf bestimmte Shampoos reagieren. Verwende keine Shampoos für Menschen, sondern lass dich immer in der Tierarztpraxis zu Hundeshampoos beraten.

Reinigungsmittel oder bestimmte Materialien im Hundebett oder anderen Textilien können ebenfalls Juckreiz verursachen.

Hautprobleme und Hautinfektionen

Bei Problemen mit der Haut wie Schuppenbildung oder Ausschläge kann Juckreiz als Ursache oder Folge auftreten.

Bleibt ein Parasitenbefall unbehandelt, können Hautinfektionen daraus entstehen. Auch Wunden oder Körperstellen mit übermäßiger Feuchtigkeit oder Wärme, wie Hautfalten oder die Umgebung der Ohren, begünstigen das Wachstum von Bakterien oder Pilzen, woraus sich Infektionen bilden können.

Häufige Ohreninfektionen, die Juckreiz verursachen, können rassebedingt auftreten. Hunde mit langen, hängenden Ohren und langem Fell sind beispielsweise anfälliger.4

Ursachen von bakteriellen Infektionen der Haut bleiben oft unbekannt.

Hormonelle Störungen

Hormonelle Störungen können ein weiterer Grund für den Juckreiz sein, da sie das Gleichgewicht und die Gesundheit der Haut beeinträchtigen. Hormone spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung vieler Körperfunktionen, einschließlich des Stoffwechsels, der Immunfunktion und der Hautgesundheit. Wenn dieses Gleichgewicht durch hormonelle Probleme gestört wird, kann dies zu Hautproblemen und damit verbundenem Juckreiz führen. Beispiele dafür sind Schilddrüsenunterfunktion oder das Cushing-Syndrom.

Stress

Stress oder Angst können bei Hunden eine Vielzahl von physischen und verhaltensbedingten Symptomen hervorrufen, einschließlich Juckreiz und Hautproblemen. Psychogener Juckreiz bezeichnet den Zustand, wenn Hunde als Reaktion auf Stress oder Angst übermäßig lecken, kratzen oder nagen.

Zu typischen Stressauslösern bei Hunden zählen:

  • Veränderungen in der Umgebung: Umzüge, neue Familienmitglieder oder andere große Veränderungen im Umfeld können bei unseren Vierbeinern Stress auslösen.

  • Lange Trennungszeiten: Hunde, die unter Trennungsangst leiden, zeigen oft Verhaltensweisen wie übermäßiges Kratzen oder Lecken, wenn sie alleine gelassen werden.

    💡Pro-Tipp: Lass dir von der Tractive App anzeigen, wie viel dein Hund gebellt hat und erfahre, ob er gestresst war!

Mehr zu Tractive GPS

  • Lärm oder laute Geräusche: Gewitter, Feuerwerk oder Baustellenlärm sind große Stressfaktoren für Vierbeiner – wenn dein Hund ängstlich ist, bereite dich auf Anlässe wie Silvester gut vor! Hier erfährst du mehr dazu.

  • Soziale Interaktionen: Einige Hunde reagieren ängstlich auf Begegnungen mit anderen Hunden oder Menschen, was sich durch körperliches Unbehagen und vermehrtes Kratzen äußern kann.

Leiden manche Hunde mehr unter Juckreiz als andere?

Alle Hunde können unter juckender Haut leiden. Bestimmte Rassen wie Pudel, Cocker Spaniel, Retriever, Boxer oder Bulldoggen zählen jedoch zu jenen Rassen, die zu juckender Haut neigen.5 Auch ältere Hunde sind anfälliger für Haut- und Nagelprobleme.

A Beagle itching itself in a field

Was hilft gegen den Juckreiz?

Wenn du bemerkst, dass dein Hund sich häufiger kratzt als sonst, heißt es ab in die Tierarztpraxis. Dort kann die Ursache für den Juckreiz herausgefunden und schnell geholfen werden. Ein Befall von Ektoparasiten (Milben, Flöhe, Läuse, etc.) kann meist schnell medikamentös behandelt werden.

Handelt es sich um Juckreiz aufgrund eines Insektenstichs, können lokale, kühle Umschläge gegen den Juckreiz und die Schwellung helfen.

Juckreiz und Dermatitis bei Hunden vorbeugen

Es gibt einige Dinge, die du beachten kannst, damit es erst gar nicht zu starkem Juckreiz bei deinem Hund kommt.

  • Bürste deinen Hund regelmäßig: Achte auf konsequente Fellpflege bei deinem Vierbeiner. Wenn du deinen Hund täglich oder wöchentlich bürstest (je nach Fellart), werden alte und abgestorbene Haare entfernt. Bürsten unterstützt außerdem den natürlichen Fellwechsel deines Hundes unterstützt und kann Juckreiz vorbeugen und lindern.
Junge bürstet einen weiß-grauen Husky

  • Flüssigkeitszufuhr: Hunde, die unter Flüssigkeitsmangel leiden, haben oft trockene, juckende Haut. Füttere deinen Hund daher von innen, indem du dafür sorgst, dass er täglich genug Wasser trinkt.

  • Ausgewogene Ernährung: Eine weitere Möglichkeit, juckende Haut von innen zu verhindern, besteht darin, deinem Hund hochwertiges Futter zu geben. Besprich Veränderungen in der Ernährung deines Hundes jedoch immer zuerst in der Tierarztpraxis. Hat dein Hund eine Futtermittelallergie, muss das verordnete Futter konsequent verfüttert werden, um Rückfälle zu vermeiden.

  • Achte auf Parasiten: Entferne Parasiten wie Zecken, sobald du sie siehst, um das Risiko von Infektionen zu minimieren. Achte außerdem frühzeitig auf eine gute Floh- und Zeckenprophylaxe!
Gefahrnmeldung in der Tractive App

Informiere dich in der Tractive GPS App über gefährliche Gebiete (mit beispielsweise vielen Zecken oder giftigen Pflanzen) in deiner Nähe. Werde durch die Gefahrenmeldungen von anderen Haustierhalter:innen gewarnt oder warne selbst.

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Fazit: Juckreiz beim Hund

Gelegentliches Kratzen gehört zum Hundeleben dazu und gilt als ganz normal. Es dient dem Hund zur Körperhygiene und kann ein Ausdruck von Langeweile oder Drang nach Aufmerksamkeit sein.

Kratzt sich dein Hund jedoch intensiver und öfter als sonst, entwickelt kahle Stellen oder blutet, kann dies ein Alarmzeichen für verschiedene gesundheitliche Probleme sein. Recht häufig stecken Parasiten hinter Juckreiz beim Hund, aber auch Allergien, Hautprobleme, hormonelle Störungen oder Stress sind häufige Auslöser.

Achte auf Begleitsymptome bei deinem Hund, um dem Tierarzt genau schildern zu können, was mit deinem Hund nicht stimmt. Der Tractive GPS Tracker für Hunde kann dir dabei helfen, herauszufinden, ob sich etwas an Aktivität, Schlaf oder Bellverhalten deines Hundes verändert hat.

Die Sicherheit von Vierbeinern sowie die Korrektheit unserer Blogartikel liegen uns sehr am Herzen. Deshalb wurde dieser Artikel in Zusammenarbeit mit Tierärztin Frau Mag. Karoline Seifert verfasst.

Karoline Seifert

Mag. Karoline Seifert

„Ich habe mein Studium im Jahr 2007 in Wien an der VetmedUni abgeschlossen. Als praktische Tierärztin bin ich seit 2010 tätig. Seit 2015 betreibe ich meine eigene Praxis im oberösterreichischen Zentralraum. Im Jahr 2020 habe ich mir den Traum eines eigenen Gebäudes erfüllt, mit ausreichend Platz und angenehmen Ambiente für Mensch und Tier. Unsere Spezialisierungen liegen unter anderem in der Zahnmedizin, Interne Medizin, Physiotherapie & Rehabilitation sowie Akupunktur & Neuralmedizin. Unser besonderes Anliegen ist die persönliche Betreuung sowie eine gute Kommunikation mit den Haustierbesitzer:innen.“