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Überzüchtung Hund: Ein Guide klärt über die Defizite auf
Erfahre jetzt die erschreckenden Defizite unter denen ein überzüchteter Hund leidet!
Hundeexpertin Conny Sporrer klärt über ein Tabu-Thema auf: Die Qualzucht. In diesem spannenden Interview erfährst du alles, was du wissen musst, um über dieses Thema aufgeklärt zu sein.
Überblick
- Ab wann ist es eine Qualzucht?
- Welche Auswirkungen hat eine Überzüchtung beim Hund?
- Bedeutet Qualzucht, dass es eine „schlechte“ Hunderasse ist?
- Gibt es noch Hunderassen, die von züchtungsbedingten Schäden ausgeschlossen sind?
- Warum gibt es keine Stopps von Rassehundeschauen?
- Was kann ich tun, damit es meinem Hund besser geht?
Ab wann ist es eine Qualzucht?
Ich bin natürlich keine Tierärztin und finde auch, dass der Begriff schon etwas kaputt geredet ist. Dennoch: viele Menschen denken, bei Qualzucht nur an erschwerte Atmung durch zu kurze Nasen und nicht viel mehr. Dass es aber dazu viele weitere Aspekte gibt, wird leider zu wenig kommuniziert. Es braucht einfach viel mehr Aufklärung und auch klare Richtlinien zur Kontrolle. Die Frage lässt sich leider nicht klar beantworten, weil es dazu keine Standards gibt.
Ich persönlich finde, dass beispielsweise Nasenschlitze statt Nasenlöchern – und da sprechen wir immerhin von fast allen brachyzephalen Rassen (also rundköpfigen Hunden) – eine Qual sind. Der Fokus liegt in der Diskussion aber meist nur in der Länge der Nase. Die bringt aber nichts, wenn da keine Luft durchgeht …

Welche Auswirkungen hat eine Überzüchtung beim Hund?
Ich möchte neben den gesundheitlichen Defiziten als Verhaltensexpertin vor allem die Kommunikationsdefizite betonen.
Die visuelle Kommunikation ist die wichtigste Form der Hundesprache.
Ein Hund mit zu vielen Falten, stark herunter hängenden Lidern und Lefzen kann natürlich keine Mimik zeigen und ist damit für andere Hunde extrem schwer lesbar. Vor allem
- Möpse
- Französische Bulldoggen
- Shar Peis und Co
sind, gerade bei unsicheren Hunden, das Feindbild Nummer 1. Dazu kommen bei manchen Rassen dann noch absurde Frisurvorgaben, bei denen die Augen einmal mehr verdeckt werden und die Hunde unfähig machen andere Hunde gut zu lesen bzw. natürlich auch verstanden zu werden.
Stummelruten, die ja bei vielen Rassen mittlerweile auch schon angeboren und anerkannt sind, sind auch oft der Grund für ein Kommunikationsdesaster. Denn andere Hunde interpretieren die fehlende Rute als bis zur Unsichtbarkeit eingezogen und sind dann irritiert, wenn der Rest des Hundes etwas anderes als Angst zeigt.
Bedeutet Qualzucht, dass es eine „schlechte“ Hunderasse ist?
Das Problem ist ja, dass viele betroffene Rassen charakterlich tolle Hunde sind und ich nichts Schlechtes an ihnen finde! Jedoch kann ein Hundeliebhaber doch unmöglich ein leidvolles Leben des Hundes für einen tollen Charakter in Kauf nehmen. Viele Rassen sind einfach kaputt und ECHTE Rassefreunde würden das den Hunden zuliebe anerkennen.
Gibt es noch Hunderassen, die von züchtungsbedingten Schäden ausgeschlossen sind?
Viele Auswirkungen der Zucht sind ja leider gar nicht mit freiem Auge erkennbar. Natürlich handelt es sich bspw. auch bei der Zucht mit Hunden von erblich bedingten Gelenkkrankheiten um Qualzucht. Oder aber auch andere genetische Defekte, die nur in aufwändigen Tests erkennbar sind.
Das Problem ist, dass irgendwann der Genpool für wirklich gesunde Hunde mit erwünschter Optik und vorgesehenem Wesen bei vielen Rassen schon sehr klein geworden ist, weswegen – je nach Rasseclub – Abstriche in puncto Gesundheit und Verhalten gemacht werden, damit es nicht zu Inzuchterscheinungen kommen kann.
In jedem Fall gilt:
Beschäftigt euch ausführlichst mit den Problemen der Rasse und wählt dann ggf. einen verantwortungsvollen Züchter aus.
Vor allem aber: Wählt doch vorher den Weg ins Tierheim, dort sitzen zu viele Hunde völlig ungerechtfertigt. Das heißt natürlich nicht, dass sie unbedingt gesünder sind, aber wegdenken kann man sie schließlich auch nicht.
Warum gibt es keine Stopps von Rassehundeschauen?
Es gibt immer mehr „Bemühungen“ dazu, weil das Thema gesellschaftlich größer wird. Seit einigen Jahren gibt es in Österreich etwa einen eigenen Qualzuchtparagrafen, der sogar recht genau festlegt, welche Defizite Hunde nicht haben dürfen. Demzufolge dürfte man in Österreich keinen Nackthund mehr sehen und auch die meisten Möpse oder französischen Bulldoggen würden „illegal“ hier leben. Das Problem ist die mangelnde Exekutive, wie das im Tierschutz so häufig der Fall ist. Und natürlich kann eine Abschiebung oder akute Ausrottung auch keine Option sein. Intensivste Aufklärung wäre aber förderlich, um dem Leid endlich ein Ende zu setzen.
Bei Rassehundeschauen sind immer Amtstierärzte vertreten, die sich diesen Fragen eigentlich annehmen sollten, stattdessen kontrollieren sie die Impfpässe. An den Ergebnissen der diesjährigen CRUFTS (größte Rassehundeschau weltweit), sieht man ja in vielen Fällen sehr deutlich, welch schlechten Job die zuständigen Tierärzte dort machen.
Was kann ich tun, damit es meinem Hund besser geht?
Mir ist ganz wichtig HundehalterInnen mit betroffenen Rassen nicht an den Pranger zu stellen! Es gibt leider viel zu wenig Aufklärung in puncto Auswahl des richtigen Hundes – sei es in Bezug auf Verhalten oder Gesundheit. Viel mehr Aufklärung diesbezüglich würde das Problem zumindest zukünftig stark eindämmen. In den sozialen Netzwerken entdeckt man täglich Bildern von Hunden, denen die Zunge raus hängt mit einem lustigen Spruch dazu – kein Mensch der das liked oder teilt, ist sich bewusst, dass die einfach nicht ins zu kurze Maul passt und man sich quasi über eine Behinderung lustig macht. Was im Einzelfall getan werden kann, wenn es dem Hund gesundheitlich nicht gut geht, sollte natürlich ein Tierarzt beurteilen.
Zu Conny Sporrer: Nach ihrem 2-jährigen Hundetrainer-Studium bei Martin Rütter in Bonn, leitet Conny Sporrer nun seit über 5 Jahren gemeinsam mit ihrem Team ihre eigene Hundeschule nach der Philosophie des „Hundeprofis“ in Wien. Bei DOGS werden aber vor allem die Menschen im richtigen Umgang mit ihren Hunden trainiert – Verständnis und Beziehung zwischen Hund und Halter spielen dabei eine ganz wichtige Rolle. Mittlerweile ist Conny selbst Dozentin für das DOGS Studium und gefragte Referentin und Fachautorin rund ums Thema Hund. Weitere Infos findest du unter: www.martinruetter.com/wien
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