Die meisten Katzenbesitzer:innen richten ihr zu Hause katzensicher ein und entfernen alle giftigen Pflanzen und Lebensmittel. Was vielen Menschen jedoch nicht bewusst ist: Gekippte Fenster können ebenso zur einer lebensgefährlichen Falle für Katzen werden, wenn sie in ihnen stecken bleiben. Erfahre mehr über die Gefahr von gekippten Fenstern für Katzen und wie du dem Kippfenster-Syndrom entgegenwirken kannst.

Kippfenster und Katzen: Eine riskante Kombination

Gekippte Fenster sind im Sommer beinahe Dauerzustand in vielen Wohnungen und Häusern. Es kann frische Luft eindringen, ohne es Eindringlingen wie Insekten zu einfach zu machen. Viele Katzenbesitzer:innen denken, dass gekippte statt ganz geöffneten Fenstern außerdem eine sichere Variante für ihre Katze darstellen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Gekippte Fenster sind sehr gefährlich für deine Katze.

Katzen sind zwar echte Akrobaten, gekippte Fenster stellen jedoch immer wieder eine Herausforderung dar, die sie unterschätzen. Durch das häufige Auftreten der Unfälle von Katzen durch gekippte Fenster ist dieses Phänomen unter dem Begriff Kippfenster-Syndrom bekannt. Immer wieder bleiben Katzen in gekippten Fenstern stecken, kommen selbst nicht mehr heraus und ziehen sich schwere Verletzungen zu.

Wie kommt es zum Kippfenster-Syndrom?

Katzen sind dafür bekannt, dass sie sehr neugierig sind, gerne die Welt um sie herum erkunden und sich dabei von ihren Instinkten leiten lassen. Sie lieben es, auf Fensterbänken zu verweilen und die Außenwelt zu beobachten. Wenn deine Katze eine Wohnungskatze ist, kann sie dort ein Stück Freiheit erleben und verfolgen, was draußen passiert. Aber auch wenn deine Fellnase ein Freigänger ist, stellen Fenster heiß begehrte Plätze mit perfekter Aussicht für sie dar. Deine Fellnase kann die Umgebung dann vollständig geschützt und im Winter auch vom warmen Wohnzimmer aus beobachten. An und für sich ein tolles Plätzchen für Samtpfoten.

Langhaarkatze liegt am Fensterbrett und sieht nach draußen

Wenn das Fenster allerdings gekippt ist, kann es sehr leicht zur Gefahr werden. Wenn deine Katze Beute wie Vögel oder eine Maus draußen entdeckt, wird sie dazu animiert, diesen möglichst schnell hinterherzujagen. Vielleicht möchte sie aber auch einfach nur draußen durch die Gegend streifen und versucht deshalb, durch den schmalen Spalt des gekippten Fensters zu schlüpfen. Oft unterschätzen Katzen dabei die Tiefe des Spalts, in dem sie absinken können. Sie rutschen ab, bleiben dann im Spalt stecken und kommen nicht mehr aus eigener Kraft heraus. Eilt ihnen niemand rechtzeitig zu Hilfe, können die Folgen lebensbedrohlich werden.

Welche Schäden können durch das Kippfenster-Syndrom bei einer Katze entstehen?

Ist eine Katze in einem gekippten Fenster stecken geblieben, kann sie schnell in einen Stockzustand geraten, der lebensgefährlich sein kann. Typischerweise haben Katzen, die aus einem gekippten Fenster gerettet wurden, gefühllose Hinterbeine, da die Bauchaorta, welche den hinteren Teil des Körpers versorgt, durch die Quetschung abgeschnürt wird. Es drohen jedoch eine Reihe weiterer Gefahren, die durch das Kippfenster-Syndrom entstehen können.

Frakturen

Indem die Katze versucht, sich aus dem Spalt zu befreien, kann es zu Knochenbrüchen kommen. Die Fraktur kann geschlossen sein, bei der die Haut intakt bleibt, oder offen, wenn der Knochen durch die Haut bricht und ein erhöhtes Infektionsrisiko darstellt. Häufig sind beim Kippfenster-Syndrom die Beine, der Schwanz oder die Wirbelsäule von Frakturen betroffen. Ein Knochenbruch kann außerdem, je nach Stelle, wichtige benachbarte Blutgefäße oder Nerven beschädigen. Gebrochene Rippen durch die Quetschung können in die Lunge stechen und diese verletzen, was Atemnot verursachen kann.

Verletzungen der Haut

Beim Versuch, sich zu befreien, kann sich deine Fellnase Schnittwunden oder Verbrennungen zuziehen. Abschürfungen und offenen Wunden können sich infizieren und Entzündungen auslösen. Nicht zu vergessen ist an heißen Tagen, dass die Katze möglicherweise sehr lange der prallen Sonne ausgesetzt ist und einen Hitzschlag erleiden kann.

Quetschungen

Durch die Quetschungen, die durch das Einklemmen entstehen, können Blutgefäße in der Haut und den darunter liegenden Geweben beschädigt werden. Wenn Nerven eingeklemmt werden, ist dies besonders schmerzhaft für das Tier und es kann zu temporären oder dauerhaften Funktionsstörungen kommen. Auch die Muskeln können Schäden davontragen und es können Schwellungen oder Entzündungen auftreten. Kommt es zu dem Kompartmentsyndrom, steigt der Druck innerhalb eines Muskelfachs so stark an, dass die Blutzufuhr unterbrochen wird.

Quetschungen im Bauchbereich können außerdem innere Organe wie die Nieren oder den Darm beschädigen, was lebensbedrohliche Folgen mit sich trägt. Wenn die Quetschung länger anhält, kann es zum Absterben von Gewebe kommen, was zu Lähmungen führen kann. Ist die Katze sehr lange eingeklemmt, kann es sogar zu einer Querschnittslähmung kommen.

Atemnot und Ersticken

Durch die Kompression im Spalt wird die Atmung der Katze behindert und es droht die Gefahr des Erstickens, insbesondere, wenn die Katze unter Panik zu schnell und flach atmet. Falls die Einklemmung zu einem Riss in der Lunge führt, kann Luft in den Brusthohlraum gelangen und eine Druckerhöhung verursachen, die die Lunge zusammenpressen kann. Dieser Zustand, bekannt als Spannungspneumothorax, ist lebensbedrohlich und erfordert sofortige medizinische Intervention. Wenn die Katze für eine längere Zeit eingeklemmt bleibt, kann die anhaltende Atemnot zu einer Hypoxie führen, einem Mangel an Sauerstoff im Blut, der schwere Organschäden auslösen kann.

Erschöpfung und Trauma

Das Kippfenster-Syndrom bringt nicht nur körperliche Folgen mit sich, sondern es stellt auch ein äußerst traumatisches Erlebnis für deine Katze dar. Wahrscheinlich ist sie in einem Schockzustand und weiß nicht, wie ihr geschieht. Je nachdem, wie lange sie eingeklemmt ist, können sich die Symptome verschlimmern und deine Katze wird langsam erschöpft und dehydriert. Vor allem junge Kätzchen sind besonders gefährdet, da sie sich meist nicht aus eigener Kraft befreien können.

Katze und Babykatze am Fensterbrett

Was im Notfall zu tun ist

Normalerweise machen Katzen durch lautes und klägliches Miauen auf sich aufmerksam, wenn sie sich selbst nicht befreien können und Hilfe brauchen. Wenn du deine Katze in einem Fensterspalt eingeklemmt vorfindest, könnte bereits Lebensgefahr bestehen. Es ist also an der Zeit, sofort zu handeln.

So gehst du am besten vor, um deine Katze zu befreien

  • Ruhe bewahren: Auch wenn du in Angst und Schrecken versetzt bist, wenn deine Katze eingeklemmt ist, solltest du, wenn möglich, ruhig bleiben.
  • Schütze dich selbst: Das Rettungsmanöver kann sich etwas schwierig gestalten, wenn deine Katze panisch ist, sich hektisch bewegt oder dich aus Angst vor weiteren Schmerzen kratzt. In diesem Fall empfehlen sich dicke Handschuhe bzw. eine Jacke, um dich selbst vor Verletzungen zu schützen.
  • Ziehe deine Katze vorsichtig aus dem Spalt: Fasse mit einer Hand unter deine Katze und halt sie mit der zweiten Hand von oben gut fest, damit sie sich in der Panik nicht noch mehr verletzt. Du kannst mit ruhiger Stimme mit deiner Katze sprechen und sie loben, während du sie befreist, um sie etwas zu beruhigen.
  • Zögere nicht, um Hilfe zu bitten: Je nach Beschaffenheit und Erreichbarkeit des Fensters kann es sein, dass du es nicht alleine schaffst, deine Katze zu befreien. Bitte in diesem Fall jemanden aus deinem Umfeld, dir zu helfen.
  • Tierarztpraxis: Geschafft! Möglicherweise wirst du Verletzungen deiner Katze sofort bemerken, es kann aber auch sein, dass diese von außen nicht sichtbar sind. Versuche, deine Katze nun so wenig wie möglich zu bewegen und bringe sie direkt in die Tierarztpraxis, um überprüfen zu lassen, ob sie Schäden davongetragen hat.

Achtung bei der Rettung!

⚠️ Bringe dich selbst in eine stabile Position: Bringe dich selbst nicht durch Leitern oder andere Hilfsmittel in Gefahr! Da die Katze in dieser Stresssituation sehr aufgebracht ist, könnte dies für euch beide gefährlich enden. Wenn möglich, hole dir immer Unterstützung!

⚠️ Erste Hilfe schließt den Besuch in der Tierarztpraxis mit ein: Auch wenn deine Katze nun befreit ist, birgt die Rettung aus dem Spalt Risiken. Das angestaute Blut kann Thrombosen begünstigen, welche bei der Rettung schlagartig durch den ganzen Körper strömen. Außerdem könnte deine Katze zahlreiche andere innere Verletzungen davongetragen haben, die von außen nicht sichtbar sind. Bringe sie also auf jeden Fall zur Kontrolle in die Tierarztpraxis.

Behandlung und Genesung nach dem Kippfenster-Syndrom

Bei Katzen, die dem Kippfenster-Syndrom zum Opfer gefallen sind, werden oft Infusionen zur Stabilisierung des Kreislaufs, entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente eingesetzt sowie einige Untersuchungen wie Röntgen und Ultraschall durchgeführt. In schwereren Fällen sind weitere Schritte wie eine Operation oder eine Physiotherapie nötig.

Das Steckenbleiben im Fenster einer Katze ist keinesfalls zu unterschätzen. In der Tierarztpraxis wird es meist als Notfall eingestuft. Glücklicherweise haben Katzen mit Kippfenster-Syndrom relativ gute Chancen auf eine Heilung, wenn sie rechtzeitig aus dem Spalt befreit werden können.1 Selbst wenn es zu schweren Verletzungen wie Frakturen oder Lähmungen kommt, kann sich die Fellnase mit viel Geduld und Liebe wieder vollständig erholen.

Kippfenster katzensicher machen – So beugst du vor

Leider endet das Kippfenster-Syndrom für einige Katzen aber auch tödlich, wenn das Tier sich selbst nicht befreien kann und ihm niemand zu Hilfe kommt. Damit du solch eine Tragödie verhindern kannst, gibt es einige Tipps von uns.

Lass deine Fenster nicht gekippt, wenn deine Katze unbeaufsichtigt ist

Im Sommer wollen wir unseren Fellnasen frische Luft gönnen, wenn wir nicht zu Hause sind. Kippe die Fenster nur dann, wenn du zu Hause bist und schließe sie, wenn du deinen Stubentiger für eine Weile verlässt. Wenn du ein Haus oder eine Wohnung im Erdgeschoss hast, kannst du die Fenster stattdessen auch ganz öffnen. Es gilt ohnehin als effektiver, wenn du mehrmals am Tag stoßlüftest, anstatt die Fenster gekippt zu lassen. Vor allem auch nachts ist Vorsicht geboten. Wenn deine Samtpfote in der Nacht im Fenster steckenbleibt, könnte deine Hilfe am nächsten Morgen schon zu spät kommen. Sei auch vorsichtig, wenn deine Fellnase draußen ist, während du weg bist. Auch ein Einsteigen in das Fenster von außen kann das gefährliche Kippfenstersyndrom verursachen.

In einigen Fällen kann es vorkommen, dass eine Katze es nach einer Weile schafft, sich selbst aus dem Spalt zu befreien, sich dann aber draußen erschöpft zurückzieht. Möglicherweise ist sie verletzt und traumatisiert und kommt für einige Zeit nicht nach Hause. Beuge dieser Situation vor und statte deine Katze mit einem Tractive GPS Tracker für Katzen aus, damit du sie schnell finden kannst, um sie zu versorgen.

Verpackung des Tractive Cat Mini

Immer wissen, wo deine Katze ist

Orte deine Samtpfote in Echtzeit, jederzeit und überall. Lass dich dank Weglaufalarm benachrichtigen, falls sie sich zu weit von zu Hause entfernt. Finde heraus, wo sie überall war und entdecke ihre Lieblingsplätze. Teile das Tracking mit anderen.

Katzentracker entdecken

Kippfensterschutz für Katzen

Wenn du deine Fenster dennoch kippen und dir keine Sorgen um deine Katze machen möchtest, kannst du Schutzgitter an deine Fenster anbringen. Manche Katzenbesitzer:innen verwenden selbst gebastelte Barrieren, es empfiehlt sich jedoch, aus Sicherheitsgründen auf einen Kippschutz zurückzugreifen, der speziell auf diesen Zweck ausgerichtet ist. Die Gitter können entweder am Fenster oder der Wand angeschraubt oder angeklebt werden. So wird verhindert, dass deine Katze durch den Fensterspalt ein- oder aussteigen kann. Diese müssen nicht teuer sein und können dir und deiner Samtpfote viel Sicherheit geben. Die Möglichkeit, das Fenster vollständig zu öffnen, bleibt in der Regel bestehen, und der Kippschutz sollte die Funktionsweise des Fensters nicht einschränken.

Kippfensterschutz

Fensternetz

Wenn du deine Fenster gerne ganz geöffnet hast, kannst du auch ein stabiles Netz in Betracht ziehen, das über das gesamte Fenster gespannt ist. Dies verhindert, dass Katzen aus offenen Fenstern fallen („High-Rise-Syndrom“) und stellt gleichzeitig einen Kippschutz dar. Insbesondere dann, wenn du eine Wohnungskatze ohne Freigang hast, oder in einer Etagenwohnung wohnst, könnte sich ein solches Netz lohnen. Deine Katze kann also ganz bequem auf dem Fensterbrett faulenzen, auch wenn du einmal nicht zu Hause bist. Bei einer dichteren Variante ist im Übrigen auch ein Insektenschutz als angenehmer Nebeneffekt zu erwähnen – 2 Fliegen mit einer Klappe!

Rot-weiße Katze schläft auf Fensterbank

Fazit: Kippfenster und Katzen

Du weißt jetzt, wie gefährlich es sein kann, wenn deine Samtpfote versucht, durch ein gekipptes Fenster zu klettern. Es ist wichtig, dass du besonders wachsam bist, wenn deine Fenster gekippt sind und dass du sie nicht im gekippten Zustand zurücklässt, wenn du schlafen oder außer Haus gehst. Als sehr hilfreich erweisen sich Netze oder Kippschutz-Gitter, die verhindern, dass deine Fellnase einen Versuch wagt, durch den Fensterspalt zu gelangen. Falls es doch einmal passieren sollte und deine Katze gefangen ist, weißt du jetzt, wie du ihre Erste Hilfe leisten kannst.

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