Der Wunsch, ein Kind zu bekommen, ist wohl eines der stärksten Gefühle, die ich in mir trug. Es lief alles perfekt, es war der richtige Zeitpunkt, wir waren bereit dafür. Doch das Leben sah einen anderen Weg für uns vor. Ich wusste nicht, dass es mich einmal betreffen würde. Ich wusste nicht, dass mich das Wort Unfruchtbarkeit so aus der Bahn werfen könnte.

Eine Diagnose, für die ich mich und mein Leben hasste. Und doch wurde ich glücklich, mit meinem etwas anderen „Kind“. Ich hoffe, ich kann Betroffenen etwas Mut geben. Mut, Dinge anders zu sehen, zu schätzen, was man hat und euch wieder Hoffnung geben. Es war nicht leicht für mich, meine Geschichte zu erzählen, aber wenn ich nur einer oder einem von euch helfen kann, hat es sich definitiv gelohnt, diesen Artikel zu verfassen.
Bis vor kurzem fehlte mir und meinem Partner etwas. Ein Kind. Wir waren bereit dafür, wir wollten es so sehr. Doch es wollte nicht. Wenn du etwas so sehr willst, alles dafür gibst und es trotzdem nicht schaffst, zerbrichst du innerlich. Das Schlimme daran ist, dass nicht nur ich daran fast zugrunde gegangen bin, sondern auch mein Partner. Mein Partner, der mein Fels in der Brandung ist, mein Partner, der immer das Positive sah, war nach dieser Diagnose nicht mehr derselbe.

Eine Diagnose, die mein und sein Leben veränderte. Eine Diagnose, die aus unserer heilen Welt eine Welt voller Traurigkeit und Hilflosigkeit machte. Die Frage nach dem „Warum“ ließ mich nicht los. Die Frage, warum ausgerechnet wir mit Unfruchtbarkeit kämpfen müssen. Was hatten wir verbrochen, dass uns dieses Glück verwehrt blieb? Das Glück einer Familie, in der du dein geliebtes Kind aufwachsen siehst. Eine Diagnose die mich Kraft kostete, die mir die Füße unter dem Boden wegriss, die mir die Freude am Leben nahm. Ich fühlte mich leer. Keine Liebe war in mir, sondern eine Mischung aus Hass und Traurigkeit. Zeit für mich alleine. Es zu verkraften.

Familienfeiern & Unfruchtbarkeit – kann das gut gehen?

Nein, Familienfeiern und das Thema Unfruchtbarkeit können nicht gut gehen. Ich hatte noch nie etwas für Familienfeiern übrig, schon gar nicht, als das Thema Kind das Gesprächsthema Nummer 1 war. Vor allem, wenn immer und immer wieder nachgebohrt wird, wann wir denn Kinder bekommen, ob es schon so weit ist und dass meine „Fruchtbarkeits-Uhr“ tickt.

Nein, meine Uhr tickt nicht, wenn es um DIESES Thema geht! Ich werde nie im Stande sein, ein Kind zu bekommen. NIE. Ich bin verdammt dazu, es nicht zu schaffen. Und nein, ich werde nicht darüber hinwegkommen, egal wie oft ich darüber reden werde. Und diese „wohlgemeinten Ratschläge“ könnt ihr euch in den Allerwertesten st… Es war schon schwer genug, sich zusammenzureißen, doch als meine Cousine urplötzlich ungewollt schwanger wurde und den Gedanken an eine Abtreibung äußerte, platzte mir der Kragen. Das war das letzte Mal, dass ich auf einer Familienfeier war.

Es war genug. Zu viel Schmerz, kein Verständnis. Von diesem Zeitpunkt an mied ich Familienfeiern. Wenn du nicht betroffen bist, weißt du nicht, wie es sich anfühlt. Keiner kann diesen Schmerz nachempfinden. Keiner.
Dieses Gefühl in sich zu tragen, dass man kein Kind bekommen kann, frisst mich innerlich auf. Unfruchtbarkeit – dieses Wort zerstörte mein Leben. Das Gefühl, es dem Partner nicht ermöglichen zu können, ein Kind zu bekommen, bringt dich innerlich um. Wir waren schon so weit, dass ich mich freiwillig trennen wollte, damit er eine andere findet, um ein Kind mit einer anderen Frau zu bekommen. Doch er wollte nicht.

Ich versuchte diese Leere in mir aufzufüllen, wechselte den Job, suchte mir neue Hobbies. Mein Lächeln blieb aus. Nichts erfüllte mich. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal Freude verspürte, ein Lächeln im Gesicht hatte. Völlig verloren saß ich dann im Park. Alleine. Wieder an diesem Punkt im Leben, wo ich alles hinschmeißen wollte. Ein Blick in die Leere des Parks. Ich habe mein Lächeln verloren, nicht nur auf den Lippen, sondern auch das Strahlen in meinen Augen und im Herzen. Ich fühlte mich innerlich tot.

Mütter, die ihre Kindewägen vor sich herschoben, versetzten mir jedes Mal wieder einen Stoß in meinen Bauch. Schnappatmung machten mir zu schaffen. Es vergingen die Minuten. Plötzlich spürte ich etwas Feuchtes, das mich anstupste. Ich schreckte kurz zusammen, ehe ich nach unten blickte. Ein kleines Wesen schleckte mir genüsslich die Hand ab. Es war ein Hund. Es kitzelte mich so sehr, dass ich nicht aufhören konnte zu lachen. Ich konnte wieder lachen. Es war wie ein Wunder. Sofort tätschelte ich den kleinen Welpen, mein Herz schlug wie wild.

Als ich zuhause war, machte sich ein komisches Gefühl breit. Ich vermisste den Kleinen. Ein halbes Jahr später sind wir stolze Hundeeltern. Für viele kann ein Hund kein Kind ersetzen. Für mich schon. Irgendwie. Wenn das jemand früher zu mir gesagt hätte, hätte ich demjenigen wärmstens einen Psychologen empfohlen. Aber der Hund war für mich, für uns, unser Ein und Alles.

Für viele mag dieser Gedanke fremd wirken, für mich nicht. Mein Hund brachte mich zum Lachen, ich habe nun eine Aufgabe. Mich um dieses kleine Wesen liebevoll zu kümmern, zu beschützen, zu pflegen. Ihm etwas zu Essen zu kochen, mit ihm Zeit zu verbringen, spielen, lachen. So wurde Sally mein Kinderersatz. Es ist keine einseitige Liebe, die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Sie gibt mir so viel Kraft. Sie hat mir mein Leben zurückgegeben, meinen Mut, meine Hoffnung und meinen Lebenssinn. Aus der einstiegen Diagnose schöpfte ich neue Kraft. Ich kann zwar keine Kinder bekommen, bin aber nun stolze Hundemutter. Mittlerweile ist meine „kleine Maus“ schon groß geworden, aber ich umsorge sie wie mein eigenes Kind.


Renate ist 36 Jahre alt und ist Hundemama von ihrer Golden Retriever Hündin Sally.