Gewalt hat in der Hundeerziehung absolut nichts verloren! Leider sehen das nicht alle Hundebesitzer so, deswegen habe ich Expertin und Hundetrainerin Conny Sporrer von DOGS Wien zum Interview gebeten.

Hallo Conny! Danke, dass du dir Zeit für unser Interview nimmst. Du bist in der Hundeszene ja schon sehr bekannt und leitest DOGS in Wien, eine Hundeschule die zu DOGS von Martin Rütter gehört. Kannst du uns dazu mehr erzählen? Wie du dazu gekommen bist und was du dort genau machst?

Sehr gerne! Ursprünglich komme ich aus dem Tourismus- und Marketingbereich, wollte aber immer schon mit Hunden arbeiten. Nach der Matura war die Zeit noch nicht reif das direkt umzusetzen, so habe ich mich erstmal für ein Studium an der Werbe Akademie Wien entschieden. Dort habe ich natürlich viel zu Marketing und Werbung gelernt, was mich wiederum bestärkt hat mich vor 6 Jahren für das 2-jährige DOGS Studium in Bonn zu entscheiden.

Einerseits konnte ich mich sehr stark mit der Trainingsphilosphie von Martin Rütter identifizieren, andererseits war mir auch klar, dass die Marke DOGS eine gute Starthilfe für die Existenzgründung als Hundetrainerin sein wird.

Heute weiß ich, dass erfolgreiches Hundetraining vor allem damit zu tun hat, den Menschen im richtigen Umgang mit seinem Hund zu coachen. Das muss jedem bewusst sein, der Interesse an diesem Beruf hat. Sozialkompetenz und Freude am Umgang mit Mensch und Hund sind dabei wirklich wichtige Grundlagen.

Meine Stärke ist mit Sicherheit den Menschen die Dinge richtig „mitzugeben“ und sie mit dem nötigen Feingefühl zu behandeln. Mir ist einfach auch wichtig, dass die Menschen wieder Spaß an Hundeerziehung haben und es nicht mehr als Bürde sehen.

Welche Methoden bzw. Hilfsmittel werden bei euch eingesetzt, um Hunde zu trainieren?

Eine der Grundideen bei DOGS ist es

  • jeden Hund individuell zu analysieren und einzuschätzen

daher bauen wir nicht auf bestimmte Methoden oder Hilfsmittel, das ist wirklich je nach Hund unterschiedlich.

Wenn dem Hund aber neue Dinge beigebracht werden, arbeiten wir natürlich immer in erster Linie nach dem Prinzip der positiven Verstärkung – zeigt der Hund also das gewünschte Verhalten, wird es durch eine Belohnung bestätigt.

Das kann

  • ein Leckerli,
  • ein verbales Lob oder
  • ein Spiel

sein.

Wichtig ist einfach, dass die Belohnung für den Hund auch als solche wahrgenommen wird. Da wir dem Hund sehr häufig viele unnatürliche Dinge beibringen müssen, z.B. das Gehen an der Leine oder ihn auf den Platz schicken, sind wir ihm auch schuldig ihm die Dinge positiv und geduldig beizubringen. Das heißt aber nicht, dass man auch mal eine Grenze setzen soll, wenn es wichtig ist.

Was sagst du zum Thema Gewalt in der Erziehung? Was ist für dich Gewalt? Wo liegt bei dir die Grenze zwischen Gewalt und Gewaltfrei?

Gewalt hat in der Hundeerziehung absolut nichts verloren!

Wer damit arbeitet zeigt nur, dass er keine besseren Ideen hat und letztlich Laie ist. Oft wird aber Strafe und Gewalt vermischt, mit „Strafe“ zu arbeiten kann jedoch im Hundetraining durchaus sinnvoll sein. Z.B. dann, wenn mein Hund mich anbellt, weil er noch schneller Gassi gehen möchte und ich dieses Verhalten ignoriere.

Rein lerntheoretisch spricht man hier von „negativer Bestrafung“ – etwas Positives (Aufmerksamkeit) wird entzogen um das Verhalten abzubauen. Auch positive Bestrafung (also das Zufügen eines negativen Reizes) kann in manchen Fällen Sinn machen. Beispielsweise etwa wenn mein Hund im Streckgalopp ungebremst auf mich zugelaufen kommt, um mich anzuspringen. Das ist respektloses Verhalten, welches durch Ignoranz alleine nicht zu lösen ist. Hier rate ich im richtigen Moment einen Schritt auf den Hund zuzugehen, damit er im Sprung etwas „aus dem Konzept gerät“ und durch das Einfordern des Respektsabstands beeindruckt ist.

Zitat

Ich halte also nichts davon Hunde völlig antiautoritär zu erziehen, was aber eben nicht bedeutet, dass das Training gewaltvoll ist oder sein sollte!

Welche Methoden bzw. Hilfsmittel sind für dich in der Hundeerziehung absolut tabu? Warum verzichtest du auf Gewalt in der Hundeerziehung?

Absolut tabu sind für mich Hilfsmittel die dem Hundehalter schnelle Lösungen suggerieren, dem Hund allerdings Schmerzen zufügen und ihn dadurch vermeiden lassen gewisse Dinge zu tun.

Allen voran wären da z.B. Ketten- und Würgehalsbänder zu nennen, die mittlerweile in Österreich per Tierschutzgesetz verboten sind. Dem Hund beim Zeigen von unerwünschtem Verhalten Gewalt zuzufügen, hat wirklich absolut nichts mit Erziehung zu tun. Es käme etwa dem Prinzip gleich, einem Kleinkind das Stillsitzen beizubringen indem man ihm bei jedem Wort und jeder Bewegung eins mit der Bratpfanne überzieht.

Stattdessen ist es doch viel effektvoller in vielen kleinen Schritten zu lernen und gegebenenfalls ein Alternativverhalten aufzubauen. Es ist schlicht unfair und respektlos dem Hund nur zu sagen was er nicht tun darf, anstatt ihm von vornherein positiv beizubringen was er überhaupt tun soll.

Kannst du dir vorstellen, warum es bei anderen Hundetrainern immer noch zu Gewaltanwendungen im Hundetraining kommt?

Ja! Leider aus Unwissen und Hilflosigkeit…und dem Drang danach sich selbst zu profilieren und schnell ans Ziel zu kommen.

Leider führt Gewalt im „Hundetraining“ oft kurzfristig auch zum Erfolg. Aber eben nur, weil der Hund dann aus Angst vermeidet, was natürlich für die Mensch-Hund-Beziehung eine Katastrophe ist. Nachhaltig sind die Erfolge in aller Regel aber nicht.

Was sagst du zum umstrittenen Hundeflüsterer Cesar Millan?

Ich habe immer gut daran getan mich nicht über andere „Hundetrainer“ zu äußern und möchte gerne dabei bleiben. Ich finde das unprofessionell und auch ein wenig hilflos. Ich bevorzuge mit meinem Tun zu überzeugen, alles andere halte ich für Energieverschwendung.

Was möchtest du unseren Leserinnen und Lesern sagen, die leider immer noch denken, dass Gewalt in der Erziehung am besten funktioniert?

Kommt vorbei! Wir erklären Euch warum Euer Hund unerwünschtes Verhalten zeigt und wie Ihr am besten damit umgeht, sodass sich auch nachhaltig Erfolg einstellt.