Egal, ob es nun daran liegt, dass er langsam ein paar weiße Schnurrhaare bekommt oder von Geburt an gehandicapt ist: Mit einem schwerhörigen oder gehörlosen Hund zu leben, kann ein echtes Abenteuer sein. Oft haben Hundebesitzer:innen Angst, der Herausforderung nicht gewachsen zu sein und fragen sich, wie sie das Leben mit einem tauben Hund managen sollen. Und überhaupt: Kann man einen tauben Hund trainieren?

Die Antwort lautet: Ja! Ein paar spezielle Tricks und Kniffe sind aber natürlich notwendig. Insbesondere Training und Outdoorabenteuer bedürfen einiger Anpassungen, damit Tier und Besitzer:in sich sicher fühlen. Wir statten dich mit den wichtigsten Tipps aus, wie du einen tauben Hund trainieren und für seine Sicherheit sorgen kannst.

Das Wichtigste vorweg

🐾 Einen tauben Hund zu trainieren ist auf jeden Fall möglich und auch wichtig. Es müssen lediglich Anpassungen vorgenommen werden.
🐾 Nutze z.B. sanfte Berührungen, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen und fahre dann mit Kommandos („Sitz“, „Bleib“ etc.) fort.
🐾 Achte beim Training auf besonders viel Geduld und positive Bestärkung.
🐾 Begebt euch regelmäßig gemeinsam in neue Umgebungen, um alles Erlernte zu festigen.
🐾 Statte ihn zur Sicherheit mit einem smarten Hundetracker aus, falls er sich erschreckt und ausbüxt.

Einen tauben Hund trainieren: Geht das überhaupt?

Natürlich – und es ist sogar sehr wichtig! Denn wenn ihr draußen unterwegs seid, ist ein sicherer Rückruf das A und O.

Es mag vielleicht überraschend klingen, aber das Training eines tauben Hundes unterscheidet sich gar nicht so sehr vom Training eines Hundes, der normal hört. Vierbeiner, die kein oder wenig Gehör haben, verlassen sich stärker auf ihre anderen Sinne, also auf ihr Sehvermögen, ihren Geruchssinn und ihre Wahrnehmung durch Berührung, um herauszufinden, was du von ihnen erwartest.

Wichtig ist zunächst, dass alle Personen im Haushalt bzw. jene, die Kontakt zu deinem Hund haben, konsequent sind und dieselben Signale oder Handzeichen verwenden wie du. So schaffst du eine stabile Kommunikation mit deinem Hund, mit der er sich sicher fühlt.

Gewinne die Aufmerksamkeit deines Hundes (ohne ihn zu erschrecken!)

Wenn du bereits mit einem gehörlosen Hund zu tun hattest, erzählen wir dir nichts Neues, wenn wir dir sagen, dass Hunde mit wenig oder keinem Gehör sehr leicht zu erschrecken sind. Kein Wunder, denn sie rechnen nicht damit, dass du auf einmal hinter ihnen stehst, oder ein Radfahrer aus dem Nichts auftaucht, da sie Dinge nicht kommen hören.

Wenn du einen tauben Hund trainieren möchtest hilft es daher, ihn an unerwartete Vorkommnisse zu gewöhnen.1 Warum? Damit du sanfte Berührungen an der Seite oder Schulter nutzen kannst, um die Aufmerksamkeit deines Hundes zu gewinnen, wenn du etwas von ihm möchtest. Sobald dein Hund gelernt hat, dadurch auf dich zu achten, kannst du mit weiteren grundlegenden Kommandos weitermachen.

Alternativen, um die Aufmerksamkeit deines Hundes auf dich zu lenken, sind:

  • In sein Sichtfeld treten
  • Ganz leicht mit dem Fuß aufstampfen, sodass er die Vibration im Boden spürt
  • Eine Taschenlampe für Lichtsignale benutzen oder das Licht im Raum ein- und ausschalten
Frau berührt ihren Hund sanft auf der Seite

Grundkommandos für taube Hunde

Jetzt fragst du dich vielleicht, wie du einem tauben Hund Kommandos wie „Sitz“ oder „Bleib“ beibringen kannst, ohne sie auszusprechen. Die Antwort: Mit konsequent eingesetzten Handzeichen. So kannst du die Aufmerksamkeit deines Hundes auf dich lenken und ihm beibringen, dass ein bestimmtes Handzeichen ein bestimmtes Kommando bedeutet.

Verwende anfangs ruhig etwas übertriebene Bewegungen. So kann sich dein Vierbeiner leichter an die Signale gewöhnen.

Sitz!“

  • Genau wie bei hörenden Hunden hältst du ein Leckerli über die Nase deines Hundes und bewegst es langsam nach oben. Dein Vierbeiner wird dem Leckerli mit der Nase folgen – und sich dabei ganz von selbst hinsetzen.
  • Sobald er das tut, gib ein Handzeichen (z. B. indem du deine nach unten zeigende Handfläche in einer „Abwärts“-Bewegung nach unten führst), um „Sitz“ zu signalisieren.
  • Wiederhole dieses Handzeichen ein paar Mal, damit dein Hund die Verbindung zwischen dem Zeichen und dem Hinsetzen versteht.
  • Sobald dein Hund sitzt, gib ihm ein spezielles Handzeichen, das „Gut gemacht“ bedeutet (z.B. einen „Daumen hoch“) – und ein Leckerli ein paar Sekunden später.

Wiederhole diese Schritte so oft, bis dein Hund gelernt hat: „Handfläche nach unten = Sitz“. Mit der Zeit kannst du die Häufigkeit der Leckerlis reduzieren – bis dein Hund nur noch auf das Handzeichen reagiert. Einen tauben Hund zu trainieren braucht viel Geduld, aber gemeinsam könnt ihr alles schaffen!

Frau verwendet ein Handsignal für ihren Hund

Bleib!“

  • Lenke die Aufmerksamkeit deines Hundes mit einem Leckerli auf dich und gib ihm ein „Daumen hoch“-Signal, sobald er in der „Sitz“-Position ist.
  • Verwende dann ein Handzeichen (z. B. eine offene Handfläche, die deinem Hund zugewandt ist) und mach einen Schritt zurück.
  • Bleibt dein Hund an Ort und Stelle, gib ihm erneut ein „Daumen hoch“ und ein Leckerli.
  • Folgt dir dein Hund, bring ihn wieder in die „Sitz“-Position und wiederhole die Schritte.
  • Erhöhe nach und nach die Distanz und die Dauer, die dein Hund in der „Bleib“-Position verweilen soll.

„Aus!“

Ein häufiges Problem bei tauben Hunden ist, dass sie etwas mehr oder lauter bellen als andere Hunde. In solchen Fällen kann ein Handzeichen hilfreich sein (z. B. eine „Pssst!“-Bewegung mit dem Finger vor den Lippen). Auch Spielzeug oder Leckerlis als Ablenkung können hier Wunder wirken. Wenn dein Hund z. B. aus Frust oder Langeweile bellt, kannst du Folgendes tun:

  • Lenke seine Aufmerksamkeit mit einem Spielzeug oder Leckerli in seinem Sichtfeld auf dich.
  • Gib ihm das „Pssst!“-Handzeichen, während du das Leckerli vor seine Pfoten legst, um ihn abzulenken.
  • Wenn dein Hund sich zum Fressen des Leckerlis oder zum Spielen mit dem Spielzeug nach unten beugt, hört er vielleicht mit dem Bellen auf.
  • Gib ihm ein „Daumen hoch“-Signal und viele Streicheleinheiten, sobald er ruhig ist.
  • Wenn dein Hund weiterbellt, wiederhole die Schritte und achte darauf, dass er sieht, wie du ihm beim Stillsein den „Daumen hoch“ gibst.

💡 Pro-Tipp: Du möchtest herausfinden, wie viel dein Vierbeiner gebellt hat, auch wenn du nicht zu Hause bist? Finde es mit der Tractive App heraus.

„Nein!“

Bei einem tauben Hund ist es wichtig, ihm ein allgemeines Handzeichen für „Nein!“ beizubringen, falls er etwas tut, das er nicht soll. Das kann z. B. ein ausgestreckter Zeigefinger sein, der von links nach rechts geschwenkt wird. Wichtig dabei: Verknüpfe das Handzeichen immer mit dem Entfernen eines Objekts (z. B. Futter), einer kurzen Auszeit in der Box oder damit, dass dein Hund eine Aktivität nicht fortsetzen darf. Mit der Zeit lernt er so: Ein bestimmtes Verhalten = „Nein!“ = Aktivität wird unterbrochen.

Diese grundlegenden Kommandos sind hilfreich, um deinem Hund Orientierung zu geben. Das „Daumen hoch“-Signal kombiniert mit einem Leckerli eignet sich ebenfalls gut für:

  • Stubenreinheitstraining, wenn du ihn dafür belohnst, dass er sein Geschäft am richtigen Ort verrichtet
  • Aufräumen nach dem Spielen, z. B. Spielzeug zurückbringen
  • Das Trainieren von sozialem Verhalten gegenüber anderen Tieren und Menschen, ohne dabei zu grob oder zu laut zu werden

Taube Hunde vor Gefahren schützen

Wahrscheinlich bist du sehr besorgt um deinen gehörlosen Vierbeiner, wenn ihr draußen unterwegs seid. Verkehrsgeräusche, Klingeln, bellende Hunde & Co können von deinem Liebling nicht wahrgenommen werden, was gefährlich sein kann. Doch es gibt einige Dinge, die du tun kannst, um deiner Fellnase die Orientierung zu erleichtern.

Sozialisierung

Auch wenn dein Hund besondere Bedürfnisse hat, hilft es ihm enorm, Zeit in verschiedenen Umgebungen zu verbringen. So lernt er, seine Impulse besser zu kontrollieren und sich angemessen zu verhalten, was wiederum die Anpassung erleichtert und Ängste in neuen Situationen reduziert. Leine deinen Vierbeiner also gut an und mache ihn mit folgenden Umgebungen vertraut:

  • Mit Hundeparks und Gemeinschaftsbereichen in deiner Nähe, wo er mit anderen Hunden und Hundebesitzer:innen interagieren kann
  • Mit eurer erweiterten Nachbarschaft, denn es ist immer gut, wenn du dort ein bekanntes Gesicht bist – und Nachbar:innen dich informieren, falls sie deinen Hund allein umherstreifen sehen
  • Mit eurer Tierarztpraxis, wo du im Idealfall regelmäßig zur Kontrolle vorbeischaust
  • Mit hundefreundlichen Cafés und Restaurants, wo dein Hund lernen sollte, nicht auf jeden Teller loszugehen
  • Mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wo – zusätzlich zur Leine – eventuell durchgehend ein Maulkorb vorgeschrieben ist

💡Tipp: Starte langsam und gewöhne deinen Hund Schritt für Schritt an diese neuen Umgebungen. Jede dieser Situationen ist eine wertvolle Trainingsmöglichkeit für Grundkommandos wie „Sitz“, „Bleib“ und „Aus“. So lernt dein Hund, sich auch in ablenkungsreichen Umgebungen gut zu benehmen.

Führe Routinen ein

Früher oder später wird dein Hund damit umgehen müssen, dass ihn „Fremde“ anfassen, z. B. das Personal in der Tierarztpraxis oder im Hundesalon. Und das möglichst ohne Bellen oder Knurren.

Deshalb ist es sinnvoll, mit einer einfachen, sanften Pflegeroutine zu Hause zu beginnen z. B. regelmäßiges Bürsten des Fells. Führe deinen Hund nach und nach an Pflegeutensilien wie Krallenscheren heran – und räume sie sofort wieder weg, wenn er sich davor erschrickt. Halte ein paar Leckerlis bereit und belohne ihn ausgiebig, wenn er ruhig bleibt.

💡 Bleibe in der Nähe, wenn dein Hund von jemand anderem berührt wird. Dann ist es auch nicht mehr so beängstigend, wenn eine fremde Person die Pflege übernimmt.

Rückruftraining

Wir haben oben bereits die grundlegenden Kommandos behandelt – jetzt wird’s ernst. Ein zuverlässiger Rückruf (also das Zurückkommen auf Signal) kann im Ernstfall das Leben deines Hundes retten, wenn er dir draußen entläuft.
Aber wie trainierst du einen tauben Hund darauf zurückzukommen, wenn er dich nun mal nicht rufen hört?

Kind läuft einem Hund hinterher, der sich von der Leine gerissen hat

In solchen Situationen musst du besonders aufmerksam sein. Halte die Leine deines Hundes stets mit beiden Händen fest, um ein Entkommen zu verhindern. Aber falls es doch passiert:

  • Stelle dich in sein Sichtfeld und winke, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
  • Breite die Arme aus und zeige dich so fröhlich und einladend wie möglich. Das motiviert deinen Hund, zu dir zurückzukommen.
  • Alternativ kannst du ein Handzeichen verwenden, z. B. eine offene Hand, die du in Richtung deiner Brust führst – als Ersatz für das Kommando „Komm zurück“.

Übe das Ganze unbedingt in einem sicheren, eingezäunten Bereich, wo dein Hund nicht so leicht abgelenkt wird. Mit der Zeit kannst du dann in Umgebungen mit mehr Ablenkungen üben – für noch realistischeres Training.

⚠️ Pro-Tipp: Wenn dein Hund wenig oder nichts hört und entwischt, ist das immer eine Stresssituation für alle Beteiligten, die auch gefährlich werden kann. Statte deinen Vierbeiner mit einem GPS Tracker aus, um für diesen Notfall vorzubeugen. So kannst du ihn überall in Echtzeit orten und ihn sicher nach Hause bringen.

brown dog wearing Tractive GPS dog tracker collar, app screenshot showing live tracking for dogs

Orte deinen Hund überall

Erhalte Live-Standortinformationen, egal wo er hingeht. Finde mit virtuellen Zäunen heraus, falls er versucht, zu entkommen oder sich an einem Ort aufhält, wo er nicht sein sollte.

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Fazit

Du wärst nicht die einzige Person, die sich fragt, wie man einem tauben Hund „Sitz“, „Bleib“ oder „Komm zurück“ beibringt – besonders, wenn es um die Sicherheit geht. Aber mit Geduld, Konsequenz und ganz vielen Leckerlis kann diese Reise eine unglaublich bereichernde und erfüllende Erfahrung werden, bei der ihr gemeinsam wachsen und voneinander lernen könnt. Und dein Vierbeiner wird dir deine Fürsorge tausendfach in Form von Treue und Zuneigung zurückgeben!

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